Bei den jüngsten Beratungen im Europaparlament über den kommenden Finanzrahmen der Europäischen Union wurden einige bedeutende Stellschrauben für eine Erholung der europäischen Wirtschaft und Gesellschaft präsentiert. Insbesondere die Vorhaben zur Stärkung des europäischen Binnenmarktes sowie Investitionen in Zukunftstechnologien und Innovationen sind dabei nachdrücklich zu begrüßen. In diese Richtung gehen auch die Bestrebungen der EU zur Förderung der Kreislaufwirtschaft und generell von Umwelt- und Klimaschutz im Green Deal.
„Allerdings verfehlt der nun hervor gebrachte Vorschlag, zusätzliche Eigenmittel über eine Abgabe auf nicht-wiederverwertete Plastikabfälle zu generieren, das Ziel, die Weiterentwicklung eines nachhaltigen Umgangs oder einer Kreislaufwirtschaft mit Kunststoffen zu stärken“, stellt Dr. Ingo Sartorius, Geschäftsführer PlasticsEurope Deutschland (Foto), klar. Bislang läge noch kein Plan vor, der die neuen Einnahmen in Verbindung mit zusätzlichen Investitionen in Abfallmanagement- und Recyclinganlagen setze, so Dr. Sartorius weiter.
Viele Unternehmen in der Europäischen Union nehmen mit ihren Investitionen in Umwelttechnologien und -produkte sowie ressourceneffiziente Anwendungen eine internationale Vorreiterrolle ein und bringen so wichtige Innovationen auf den Weg. Für diese ist es in Zeiten der Covid-19-Pandemie ohnehin bereits eine große Herausforderung, Beschäftigung, Business und Liquidität aufrechtzuerhalten. Eine zusätzlich verminderte Wettbewerbsfähigkeit infolge zusätzlicher Abgaben in diesem aktuell sehr fordernden Marktumfeld könnte die Vorreiterrolle und notwendige Transformationsprozesse ausbremsen und Wertschöpfung aus der EU herausziehen.
Notwendig seien stattdessen laut Dr. Ingo Sartorius „neue Impulse, um der Kreislaufwirtschaft bessere Chancen zur Realisierung zu geben: Erstens gilt es, europaweit die Deponierung zu beenden, sodass weitere Kunststoffabfälle als hochwertige Sekundärrohstoffe auf den Markt gelangen. Und zweitens benötigt es geeignete Marktzugangsbedingungen und Qualitätsstandards für den Einsatz von Kunststoffrezyklaten.“
An der Erarbeitung solcher einheitlichen Standards wirken die Verbände der Kunststoffindustrie bereits seit längerem mit. Auch gibt es Anstrengungen innerhalb der gesamten Kunststoff-Wertschöpfungskette für mehr recyclingfähige Verpackungen und einen höheren Anteil an Rezyklaten in Produkten und Anwendungen. Hier gilt es, weiter anzusetzen, damit Kreislaufwirtschaft Made in Europe zu einem großen Erfolgsmodell wird.