Aktuell ist unsere Gesellschaft einer Vielzahl ungeahnter Herausforderungen ausgesetzt, die nur gemeinschaftlich zu bewältigen sind. Gerade jetzt ist es wichtiger denn je, auf eine starke Industrie in Deutschland und Europa setzen zu können. Denn diese sichert nicht nur Wertschöpfung, Lebensqualität und Wohlstand in Zeiten der Pandemie. Sie leistet darüber hinaus direkte Hilfe im Kampf gegen das Virus.
Schnell, kreativ, unbürokratisch
Auch die kunststofferzeugenden Unternehmen beteiligen sich auf vielfältige Weise an dieser Form der Unterstützung. Sie selbst haben in den vergangenen Monaten mit zurückgehenden Umsätzen oder unterbrochenen Lieferketten zu kämpfen, es wurden Notprogramme gefahren oder Kurzarbeit umgesetzt. Gleichzeitig engagieren sie sich in der Krise als Helfer – schnell, kreativ und unbürokratisch. Viele Unternehmen stellen ihre Produktion um, vernetzen sich in Gemeinschaftsprojekten mit weiteren Akteuren der Chemie- und Kunststoffindustrie in Deutschland und setzen ihr Know-how für eine Vielzahl von Anwendungen ein, die in der Pandemie zielgerichtete Unterstützung bieten: Von Folien für Schutzausrüstungen über Vliesstoffe für Schutzmasken bis hin zu Behältern und Dosierspendern für Desinfektionsmittel.
Engagierte Unternehmen
Aus dem Kreis der Verbandsmitglieder von PlasticsEurope Deutschland finden Sie hier einige Beispiele, die über das Engagement und die Aktivitäten der Unternehmen in Zeiten von Covid-19 informieren.
BASF
BASF engagiert sich im Rahmen ihrer Hilfsaktion "Helping Hands" mit einer Summe von etwa 100 Millionen Euro für die Pandemie-Bekämpfung. Dabei spendet das Unternehmen insgesamt 100 Millionen Mund-Nasen-Schutzmasken an die Bundesrepublik Deutschland sowie eine Millionen Masken an das Land Rheinland-Pfalz. Ein weiterer Schwerpunkt ist die Produktion von Hand-Desinfektionsmitteln: Weltweit stellt BASF derzeit pro Woche rund 175.000 Liter Desinfektionsmittel kostenfrei zur Verfügung.
Covestro
Covestro stellt national wie international Hilfe bereit. Neben Geldspenden handelt es sich dabei um Rohstoffe zur Herstellung von Produkten wie Medizingeräten, Schutzbrillen für medizinisches Personal und Krankenhausmatratzen. Diese werden in zahlreichen Ländern an Gesundheits- und Pflegeeinrichtungen im Umfeld der Werke verteilt. In Spanien spendet das Unternehmen beispielsweise Material zur Herstellung von Krankenhausmatratzen.
Dow Chemical
DOW in Stade hat kurzfristig seine Produktionsprozesse umgestellt, um große Mengen Desinfektionsmittel bereitzustellen. Bereits nach wenigen Tagen konnte das Unternehmen täglich bis zu 15 Tonnen Desinfektionsmittel herstellen – das sind rund 300 Tonnen im Monat oder bis zu 600.000 handelsübliche Flaschen à 500 ml. Das Desinfektionsmittel wird in sogenannten Intermediate Bulk Containern (IBC) abgefüllt und dem Bundesverband Deutscher Krankenhausapotheker (ADKA) kostenfrei zur Verfügung gestellt.
DuPont de Nemours
Dupont leistet weltweit eine Reihe von Beiträgen für die Bekämpfung der Pandemie – von der Produktion von N95 Gesichtsmasken sowie Materialien für Beatmungsgeräte und anderen kritischen medizinischen Geräten bis hin zum 3D-Druck von Gesichtsschutzschilden. Zuletzt hat das Unternehmen die Kapazität seiner Produktionsstätten erhöht, um mehr als neun Millionen Schutzanzüge pro Monat zu produzieren. In Deutschland entwickelte die Produktionsstätte in Bomlitz infolge einer Anfrage von lokalen Bezirksbeamten in nur zehn Tagen ein Verfahren zur großtechnischen Herstellung von Handdesinfektionsmitteln, um die örtlichen Krankenhäuser und Gemeinden zu unterstützen.
Ems-Chemie
Der Materialhersteller Ems-Chemie unterstützt in Kooperation mit einem Brillenhersteller und dem Maschinenhersteller Arburg, die Fertigung von Schutzbrillen. Bereits auf der K 2019 demonstrierten die Unternehmen die vollautomatisierte Herstellung von Sonnenbrillen – mit dem gleichen Werkzeug produzieren sie nun Schutzbrillen. Das Material für die erste Charge, 500 kg transparentes Polyamid, stellt Ems-Chemie zur Verfügung. Arburg und Ems-Chemie teilen sich die ersten 20.000 Schutzbrillen und geben sie kostenlos an Pflegeeinrichtungen in Deutschland und der Schweiz ab.
Evonik Industries
Auch Evonik hat an einigen Standorten ihre Produktion umgestellt, um Desinfektionsmittel herzustellen. Die Hilfen kommen wichtigen Einrichtungen im Umfeld der Evonik-Standorte zugute. Darüber hinaus investiert das Unternehmen in einem ersten Schritt 25 Millionen Euro in den Ausbau der Produktionsstandorte in Deutschland zur Auftragsherstellung von Pharmawirkstoffen. Die Erweiterung ist langfristig ausgelegt und eine Antwort auf die steigende Nachfrage von in Europa hergestellten pharmazeutischen Wirkstoffen.
ExxonMobil
Derweil unterstützen die Mitarbeiter von ExxonMobil gemeinsam mit ihrem Unternehmen den Corona-Nothilfefonds des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) mit einer Spende. Das Unternehmen entschied sich, die gesammelte Spendensumme der ExxonMobil-Mitarbeiter in Deutschland zu verdoppeln. Durch die Spenden für den Corona-Nothilfefonds sollen Ehrenamtliche und wichtige Hilfsaktionen unterstützt werden.
INEOS
INEOS stellt fast 200 verschiedene Produkte her, die in Arzneimitteln, Testkits, Beatmungsgeräten und Schutzkleidung im Kampf gegen das Coronavirus eingesetzt werden. Innerhalb von zehn Tagen hat das Unternehmen drei Produktionsanlagen in Deutschland, Großbritannien und Frankreich errichtet, um Handdesinfektionsmittel für Krankenhäuser herzustellen und zu spenden – monatlich alleine eine Millionen Flaschen für Hospitäler in Deutschland.
LANXESS
LANXESS spendet insgesamt zehn Tonnen hochwirksames Desinfektionsmittel an Krankenhäuser, Behörden und öffentliche Einrichtungen in 13 Ländern weltweit. Außerdem unterstützt das Unternehmen Schüler und Schulen beim digitalen Chemie-Unterricht, indem es für 25 Schulen im Standortumfeld die Kosten für die Lizenzen der interaktiven Lernplattform 123chemie.de übernommen hat.
LEHVOSS
Die LEHVOSS Gruppe liefert international Material für Schutzbrillen. Da die Bindehaut die einzige freiliegende Schleimhaut des Körpers und somit eine oft übersehene Eintrittspforte für Viren ist, sind wirksame Schutzbrillen sehr gefragt. LEHVOSS steuert in einer internationalen Kooperation ein hocheffizientes Material für die Dichtungsringe der Schutzmasken bei. Diese bieten eine ausgezeichnete Dehnung und Flexibilität, die im Vergleich zu traditionellem Material eine bessere Passform und einen verbesserten Dichtungsschutz gewährleistet.
Röhm
Mit dem Ziel, die Region rund um eines der Stammwerke in der Pandemie zu unterstützen, prüfte Röhm seinen Maskenbestand und spendete anschließend 2.000 Atemschutzmasken für medizinische Einrichtungen in der Stadt Worms. Die FFP2-Schutzmasken von Röhm wurden zu gleichen Teilen an das Klinikum Worms und das Wormser Gesundheitsnetz eG gespendet. Darüber hinaus baut Röhm in seinem Werk in Weiterstadt die Produktion von Plexiglas-Platten aus, um das Risiko von Tröpfcheninfektionen zu minimieren und Infektionsketten zu unterbrechen.
Verantwortungsvolles Handeln
Fazit: Die Unternehmen der Kunststoffbranche zeigen im Kampf gegen Covid-19 ein beachtliches Engagement. Die Branche wird dabei gleich zweifach ihrer Verantwortung gerecht: Zum einen gilt es, auch jetzt die Produktion und somit die Wertschöpfung hierzulande aufrechtzuerhalten. Zum anderen leisten die Unternehmen trotz eines schwierigen wirtschaftlichen Umfelds ihren Beitrag zum Schutz der Bürgerinnen und Bürger sowie insbesondere der Menschen in Gesundheitsberufen.
Vergessene Transformation?
Ein wichtiges Ziel darf dabei nicht vergessen werden: Die Transformation hin zu einer nachhaltigen Ökonomie und einer erfolgreichen Kreislaufwirtschaft. Diese muss und wird fortgesetzt werden. Nur so können hiesige Unternehmen der Kunststoff-Wertschöpfungskette wettbewerbsfähig bleiben und zudem wichtige Beiträge für den Umwelt- und Klimaschutz leisten. Bei den aktuellen Konjunkturprogrammen der EU und der nationalen Regierungen sollten daher auch Aspekte des Green Deals im Mittelpunkt stehen. So beispielsweise im Kontext einer umweltfreundlichen Modernisierung der Produktion wie auch bei der Förderung wiederverwertbarer oder recyclingfähiger Kunststoffe.
Weitere Informationen:
1) Reaktion der Kunststofferzeuger auf den neuen Aktionsplan für die Kreislaufwirtschaft
2) Der Newsroom Kunststoffverpackungen zum Engagement der Branche
3) VCI Plattform zur Koordinierung der Notversorgung mit Händedesinfektionsmitteln