Das Jahr 2018 konnte für die kunststofferzeugende Industrie in Deutschland nicht an die gute Entwicklung des Vorjahres anknüpfen, wie Dr. Michael Zobel, Vorsitzender von PlasticsEurope Deutschland (Foto 1), bei einem Pressegespräch in Wesseling bei Köln jetzt erklärte. Gerade ab der zweiten Jahreshälfte drehte sich der Trend F_UE_5154.jpgdeutlich ins Minus. Dies demonstrieren beispielhaft die Zahlen für Dezember 2018: Der Produktionsindex lag in dem Monat für die Kunststofferzeugung bei minus 3,8 Prozent, für die Kunststoff­verarbeitung bei gerade noch plus 0,5%, kumuliert auf das Gesamtjahr.

Hier sind die aktuellen Wirtschaftszahlen der Kunststofferzeuger im Detail, wie sie von Dr. Zobel am 14. Mai 2019 vorgstellt wurden:

  • Die vom Statistischen Bundesamt ermittelte Gesamtproduktion von Kunststoffen verzeichnete ein Minus von 3,1 Prozent (2017: +3,7 Prozent), dies entspricht einer Menge von 19,3 Mio. Tonnen (2017: 19,9 Mio. Tonnen). Immerhin: Die Anlagen waren im zurück­liegenden Jahr zum Teil noch gut bis hoch ausgelastet.
  • Der Umsatz der Kunststofferzeuger in Deutschland für 2018 er­reichte 27,4 Milliarden Euro; dies war ein moderates Plus um 1,1 Prozent – im Jahr zuvor lag die Umsatzsteigerung noch bei 12,1 Prozent. Die im Inland erzielten Umsätzen gingen um 0,4 Prozent zurück, bei den Auslandsumsätzen wurde ein Anstieg von 1,9 Prozent erreicht.
  • Keine signifikanten Veränderungen zu den Vorjahren gab es im Außenhandel: Europa bleibt für die deutschen Kunststofferzeuger der bei weitem wichtigste Markt. Hierhin wurden 72,8 Prozent der Exporte geliefert. Umgekehrt kamen auch 85,9 Prozent der Importe aus der Europäischen Union.
  • Der Export 2018 war in der Menge gegenüber dem Vorjahr um zwei Prozent im Minus. 13,3 Millionen Tonnen wurden exportiert, 26,6 Milliarden Euro (+2,6 Prozent) wurden erlöst. Importiert wurden 10,4 Millionen Tonnen, was einem Anstieg von 4,1 Prozent entspricht. Hier wurden 18 Milliarden Euro erlöst, ein wertmäßiges Plus von 7,7 Prozent. Aktuell ergibt sich aus diesen Zahlen ein Exportüberschuss von rund 2,9 Millionen Tonnen und 8,5 Milliarden Euro. Zur Wahrheit gehört dabei auch, dass der Wettbewerbsdruck auf die Branche steigt: Denn während die Zahl der Exporte zurückging, war das Wachstum beim Import mit den erwähnten gut vier Prozent auffällig hoch.
  • Wichtigste Abnehmerländer für Kunststoff aus Deutschland waren 2018 Italien, Polen, Frankreich, Belgien und die Niederlande. Polen verdrängte dabei erstmals Frankreich vom zweiten Platz im Exportranking. Beim Import liegen die Beneluxstaaten weit vorne gefolgt von Frankreich.
  • Bei den Beschäftigtenzahlen geht es weiter nach oben: Ende 2018 waren in der Kunststofferzeugung rund 53.100 Menschen beschäftigt, ein Zuwachs von 1,6 Prozent. Der bereits im Vorjahr zu be­obachtende positive Beschäftigungstrend setzte sich damit trotz schwächerer Wirtschaftskennzahlen auch in 2018 fort.
  • Wichtigstes Einsatzgebiet für Kunststoffe ist nach wie vor die Verpackung, in die fast jede dritte Tonne (30,5 Prozent) Kunststoff geht. Es folgt der Baubereich mit über 24 Prozent, die Fahrzeug­industrie mit einem Anteil von 11,2 Prozent und der Elektro-/Elektronik-Sektor mit über sechs Prozent.

Ein wichtiger Grund für den Rückgang der Kunststoffproduktion lag im schwachen Geschäft der Abnehmerbranchen in Deutsch­land begründet: Während die Industrieproduktion im vergangenen Jahr insgesamt um gut ein Prozent zulegte (Vorjahr +3,5 Prozent), zeigten die einzelnen Industriesektoren zum Teil eine deutlich nachlassende Wachstumsdynamik. Gut behaupten konnte sich der Maschinenbau mit einem Wachstum von 2,9 Prozent (2017: 3,6%) gefolgt von der Elektro/Elektronik-Industrie mit einem Plus von 2,5 Prozent (2017: +6,2 Prozent) und dem Baubereich mit 0,9 Prozent (2017: 4,4 %). Die Fahrzeugindustrie rutschte mit 1,6 Prozent deutlich ins Minus; das so genannte „Dieselgate“, drohende Fahrverbote und verschärfte EU-Zulassungsrichtlinien könnten ursächlich für diesen Abwärtstrend im Automobilbau sein.

Dr. Rüdiger Baunemann, Hauptgeschäftsführer PlasticsEurope Deutschland.jpgNeben den reinen Zahlen und deren Bewertung ging es bei diesem Wirtschaftspressegespräch auch um Umwelt- und Nachhaltigkeitsaspekte rund um Werkstoff und Industrie. Dr. Rüdiger Baunemann, Hauptgeschäftsführer PlasticsEurope Deutschland (Foto 2), wies dabei darauf hin, dass lediglich rund sechs Prozent der weltweiten Ölproduktion in die Kunststofferzeugung gingen, beim CO2-Ausstoß der Blick auf den gesamten Lebensweg eines Produkts zu richten sei und die Industrie durch verschiedene Selbstverpflichtungen wie beispielsweise Operation Clean Sweep bereits viel gegen Einträge von Plastik in die Umwelt unternehme.

Damit der erforderliche Übergang in die Kreislaufwirtschaft gelänge, brauche es zudem Kunststoffe, so Dr. Zobel, denn erst sie gäben uns die Mittel an die Hand, die nötig seien, um eine klimaschonende und ressourcensparende Lebensweise zu gestalten. Die Substitution von Kunststoffen durch andere Materialien führe in den meisten Fällen zu einer Erhöhung des Energieverbrauchs und der CO2-Emissionen, was niemand wollen könne, so der Vorsitzende des Kunststofferzeugerverbands. Sparsamere Autos mittels moderner Leichtbaukomponenten, die energetische Sanierung des Gebäudebestandes, der Schutz verderblicher Güter durch effiziente Verpackungen – all diese ressourcenschonenden Effekte können nur mit Hilfe von Kunststoff erreicht werden.

Den wirtschaftlichen Ausblick sieht Dr. Zobel nicht frei von Herausforderungen: Die deutsche Kunststoffbranche als stark exportorientierte Industrie sei von wirtschaftlichen und weltpolitischen Unsicherheiten wie dem Handelsstreibt zwischen China und den USA sowie der schwächelnden Eurozone besonders betroffen. So sei aktuell fraglich, ob die für 2019 prognostizierten Nachfrageausfälle durch inländische Innovationen kompensiert werden können. Für die Kunststofferzeugung bleibe damit offen, ob mit einer Seitwärtsbewegung oder einem weiteren Rückgang der Produktion im laufenden Jahr gerechnet werden muss, so das Fazit auf der Pressekonferenz.