In Berlin wurde Anfang Juni der Plastikatlas von BUND und Heinrich-Böll-Stiftung veröffentlicht. Ziel des Kompendiums ist es, kritische Aspekte rund um den Kunstoffkonsum zu bündeln und zu bewerten. Grundsätzlich begrüßt der Verband der Kunststofferzeuger zusammen mit seinen Mitgliedsunternehmen die Publikation, hilft sie doch dabei, den Dialog und Wissenstransfer rund um Kunststoff, Nachhaltigkeit und Gesundheit weiter voran zu bringen. Allerdings werden viele Aspekte in dem Papier einseitig dargestellt.

Beispiel Verpackung: Natürlich ist die Verpackung kein Selbstzweck, sondern trägt im großen Maße dazu bei, empfindliche Güter wie Lebensmittel zu schützen und sicher zum Kunden zu bringen. Nach Untersuchungen PlasticsEurope Himbeeren in Verpackung.jpgdes österreichischen Instituts denkstatt sinkt der Verderb verpackter Produkte gegenüber unverpackter Ware um 75 Prozent. Dazu kommt der Trend zu mehr Ein-Personen-Haushalten, der vielfach kleinere Verpackungseinheiten bedingt. Ein steigender Außer-Haus-Verzehr sowie immer ausgeklügeltere Convenience-Systeme für eine mobile Gesellschaft sind weitere Gründe für das Wachstum bei Verpackungen.

Fakt ist aber auch: Littering, also die Verschmutzung des öffentlichen Raums durch achtlos entsorgten oder liegen gelassenen Müll, ist zum großen Problem geworden. Zwar landet von Fastfood-Verpackungen über Getränkedosen bis hin zu Glasflaschen alles Mögliche auf Bürgersteigen und in Parks, Kunststoffe sind jedoch häufig sichtbarstes Zeichen dieser Form der Umweltverschmutzung.

Meeresmüll und Umweltverschmutzung allgemein sind drängende Probleme. Allerdings wird zurzeit der Trugschluss genährt, dass Konsum automatisch nachhaltig wird, wenn man nur die Plastikverpackung weglässt. Dabei ist oft gerade das Gegenteil der Fall. Wird Kunststoff durch andere Materialien ersetzt, steigt das Risiko, dass auf ökologisch nachteilige Alternativen ausgewichen wird, siehe denkstatt. Wichtiger im Sinne eines ressourcenschonenden Umgangs mit der Umwelt wäre es, VerbraucherInnen für den richtigen Umgang mit Abfallprodukten zu sensibilisieren.

Laut einer Studie stammen rund 90 Prozent des Plastiks, das die Weltmeere verschmutzt, aus nur zehn Flüssen – acht davon befinden sich in Asien, zwei in Afrika, Regionen, in denen es eine nur unzureichende Infrastruktur für den Umgang und die Verwertung von Plastikabfällen gibt. Beim globalen Aufbau von Sammelsystemen und Best Practices für mehr Recycling ist Deutschland mit seinem funktionierenden Verwertungssystem Vorreiter und kann sowohl Technologie als auch Expertise für Länder mit Nacholbedarf beitragen.

PlasticsEurope wiederum hat mit einer Selbstverpflichtung ein klares Signal für Kreislaufwirtschaft und Ressourceneffizienz gegeben – wobei hier die Zusammenarbeit über Wertschöpfungsketten hinaus entscheidend ist. Zahlreiche Initiativen unter Beteiligung der Kunststoffbranche werden in diesem Sinne aktiv. So haben rund 30 bedeutende globale Unternehmen aus den Bereichen Chemie, Kunststoffe, Konsumgüter und Entsorgung jüngst die „Allianz gegen Plastikmüll in der Umwelt“ geschmiedet. Das Firmennetz will das unkontrollierte Entsorgen von Kunststoffen stoppen und 1,5 Milliarden Dollar bis 2024 investieren, hauptsächlich in Afrika und Südost-Asien.

Hierzulande suchen Kunststoffindustrie, Handel und Entsorgungswirtschaft längst gemeinsam nach Lösungen, die weit über die Frage „stofflich Verwerten, Verbrennen oder Exportieren?“ hinausreichen. Es gibt zahlreiche Ansätze, die Recyclingfähigkeit bereits bei der Gestaltung von Produkten und Verpackungen zu berücksichtigen. Neue Verfahren zur Herstellung von hochwertigen Kunststoffen aus getrennt gesammelten Verpackungen werden entwickelt und eingeführt. Dabei gilt bei Kunststoffen schon lange das Credo des ‚immer mehr mit immer weniger‘. So hat der Trend zum materialsparenden Design von Verpackungen und Produkten aus Kunststoff dazu geführt, dass die Menge der verarbeiteten Kunststoffe über die vergangenen Jahre hierzulande weitaus weniger stark gestiegen ist, als das angesichts der Nachfrage zu erwarten gewesen wäre.

Dazu kommt, dass sich heute kein Windrad ohne Kunststoff dreht und keine Solarzelle ohne Kunststofffolie funktioniert, mithin der Werkstoff ein wichtiger Wegbereiter für erneuerbare Energien ist. Dies gilt es bei aller gebotenen Kritik an Konsumgewohnheiten und am Werkstoff im Blick zu behalten.

Auch der Verband der Chemischen Industrie hat sich zum Plastikatlas positioniert. Hier ist die dazugehörige Pressemitteilung.

Mehr zum Engagement der Kunststofferzeuger gegen Müll im Meer gibt es hier zu lesen.

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