Die Weltleitmesse für Umwelttechnologie IFAT brachte auch in diesem Jahr wieder zahlreiche Aussteller und Besucher aus allen Teilen der Welt nach München. Für fünf Tage widmete sich die Messe Mitte Mai 2018 der Wasser-, Abwasser-, Abfall- und Rohstoffwirtschaft, wobei ein Thema ganz besonders im Fokus stand: Kunststoffverwertung. So waren es auch Experten von PlasticsEurope Deutschland, die sich an mehreren Tagen aktiv an den Debatten in den Münchner Messehallen beteiligten.
Zur IFAT-Eröffnung ging Bundesumweltministerin Svenja Schulze auf die Herausforderung Plastikmüll ein und verwies unter anderem auf die Macht der Konsumenten, mit ihrem Verhalten zur Ressourcenschonung beizutragen. Schulze sprach sich zudem für technische und strategische Innovationen aus, um Produkte langlebig zu gestalten und wiederzuverwenden, Kunststoffe und andere Materialien zu recyceln und vor allem auch zu verhindern, dass Kunststoffabfälle in die Umwelt gelangen. Sie verwies dabei auf die Leistungsfähigkeit und den wirtschaftlichen Stellenwert der hiesigen Anbieter von Umwelttechnologien sowie die große Exportstärke der deutschen Recyclingbranche.
Daran anknüpfend brachte die Podiumsdiskussion „rethink – reduce – recycle plastic: Innovative Solutions to protect our Rivers and Oceans“ auf der IFAT Teilnehmer aus Industrie, Wirtschaft und Umweltschutz zusammen, um sich über Wege zur Reduzierung der Meeresvermüllung auszutauschen. Auf dem Podium debattierten Dr. Rüdiger Baunemann, Hauptgeschäftsführer von PlasticsEurope Deutschland e.V., Giulio Bonazzi, Präsident des Kunststoffherstellers Aquafil S.p.A., James Carnes, Vizepräsident der globalen Markenstrategie bei Adidas, Kim Cornelius Detloff, Leiter des Meeresschutzes beim Naturschutzbund Deutschland e.V. und Emily Penn, Umweltaktivistin. Einig waren sich die Teilnehmer der vom Fernsehjournalisten Dirk Steffens moderierten Diskussion darin, dass es so wie bisher nicht weiter gehen dürfe. Die in der anschließenden Debatte zur Lösung der Umweltprobleme genannten Ansätze reichten von „Plastik weitgehend vermeiden“ (Penn), über „alles aus den Meeren holen, was wir können – und recyceln“ (Detloff) bis hin zur Nutzung innovativer chemischer Recyclingverfahren (Bonazzi), bei denen Altplastik fast vollständig wieder in Neumaterial verwandelt werden könne. Adidas-Markenstratege Carnes rechnet damit, dass Konsumenten zukünftig mehr Produkte aus Recycling-Material kaufen, das direkt aus maritimem Kunststoffabfall gewonnen wurde. Auch Dr. Baunemann von PlasticsEurope sieht einen Trend beim Konsumenten zu Recycling-Produkten und betont darüber hinaus: „Es gibt nicht die eine Lösung für die Bewältigung des Plastikproblems; bei der Größe der Herausforderung sind alle Akteure entlang der Wertschöpfungskette gefragt, sich an Lösungen zu beteiligten und den Wissenstransfer rund um die Verwertung von Kunststoffen zu unterstützen.“
Auf Einladung des BDE diskutierte Dr. Ingo Sartorius, Umweltverantwortlicher bei PlasticsEurope Deutschland, auf der IFAT über den Ausbau einer ressourceneffizienten Kreislaufwirtschaft mit dem Schwerpunkt auf das Kunststoffrecycling. Die ebenfalls auf dem Podium vertretene Recycling- und Entsorgungsbranche sprach sich in der Debatte gegen eine Plastiksteuer aus und verwies gemeinsam mit Dr. Sartorius auf den großen Nutzen von Kunststoffprodukten in der Gebrauchsphase, auch bei der Ressourcenschonung. Im Hinblick auf neue Rezyklatmärkte drang Dr. Sartorius darauf, Sammlung und Sortierung von Kunststoffabfällen weiter zu verbessern und die Qualität der Rezyklate zu steigern. Auch brauche es einheitliche Normen für die technischen Eigenschaften von Recyclinggranulaten. Der PlasticsEurope-Vertreter lud alle Anwesenden zur kommenden CEN-Sitzung Anfang Juni nach Frankfurt ein, um das Thema Normung dort weiter zu vertiefen.
Dass das Thema Kunststoffabfall und seine Verwertung bis tief in die Wertschöpfungskette hinein wirkt, spiegelt sich in den positiven Zahlen des VDMA: Der steigende Bedarf an modernster Umwelttechnik sorgt bei den Maschinenbauern aus Deutschland, die hier eine führende Rolle einnehmen, für volle Auftragsbücher. In München wies VDMA-Vorstandsmitglied Dr. Marcus Höfken darauf hin, dass der deutsche Maschinenbau auf diese Art wertvolles Umwelt-Know-how in Länder mit Nachholbedarf transportiere: „Hier werden Technologien und Prozesse entwickelt und Anlagen gebaut, die nachhaltige Entwicklung ermöglichen.“
Statusbericht Kreislaufwirtschaft
Passend zum Start der IFAT stellten neun Fachverbände, darunter PlasticsEurope Deutschland, ihren Statusbericht der deutschen Kreislaufwirtschaft vor. Als eine Art Leitfaden zeigt der Report die Lage der deutschen Entsorgungswirtschaft sowie ihre Entwicklungspotentiale auf und informiert über derzeitige und künftige Aufgaben, Leistungen und Ziele der deutschen Kreislaufwirtschaft.
Der komplette Statusbericht Kreislaufwirtschaft lässt sich hier bei PlasticsEurope herunterladen.
IFAT 2018
Auf der Weltleitmesse für Wasser-, Abwasser-, Abfall- und Rohstoffwirtschaft präsentierten rund 3300 Aussteller aus 60 Ländern zukunftsweisende Technologien, Innovationen, maßgeschneiderte Strategien und angepasste Lösungen für einen ressourceneffizienten und nachhaltigen Wirtschaftskreislauf. So wurden in diesem Jahr neue Verfahren aus der Wasser- und Abwasserbranche zum Zurückhalten von Mikropartikeln vorgestellt sowie im Abfall- und Recyclingbereich aktuelle Methoden der Trennung, Sortierung und Verwertung von Verpackungen diskutiert.