Einmal im Jahr lädt der Verband der Kunststofferzeuger zum Fachpressetag nach Frankfurt am Main ein und bietet Fachjournalisten sowie Vertretern von Mitgliedsunternehmen Informationen zu aktuellen Kunststoffthemen. Im Fokus diesmal: die kürzlich veröffentlichte EU Kunststoffstrategie mit ihren potentiellen Auswirkungen für Branche, Umwelt und Verbraucher.

Zum Einstieg gab Karl-H. Foerster, Executive Director bei PlasticsEurope in Brüssel, Details zur Kunststoffstrategie aus europäischer Sicht preis. Er verwies darauf, dass die Kunststofferzeuger bereits seit vielen Jahren das Ziel einer Null-Deponierung von Kunststoffabfällen in Europa verfolgten, da Kunststoffe auch am DSC_0004.JPGEnde ihres Lebenswegs viel zu schade zum Wegwerfen seien. Aktuelle Daten zeigten zudem, dass das von der EU-Kommission geforderte Mehr-Recycling von Kunststoffen bereits auf einem guten Weg sei und sich Recyclingraten europaweit nach oben bewegten. Mit der Ende April stattfindenden Branchenkonferenz PolyTalk widme sich PlasticsEurope zudem erneut dem drängenden Problem des Meeresmülls, so Foerster, und bringe dort internationale Stakeholder aus Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und von NGO zusammen, um über den Status quo und Lösungsansätze im Kampf gegen Marine Litter zu diskutieren. Einer Kunststoffsteuer erteilte Foerster eine Absage, da sie weder zu mehr Ressourceneffizienz führte noch ein Hebel für ein verbessertes Abfallmanagement wäre.

Um die Situation der Kunststoffbranche in Deutschland und der Central Region von PlasticsEurope (Deutschland, Österreich, Polen, Schweiz, Slowakei, Slowenien, Tschechien und Ungarn) ging es anschließend in den Vorträgen von Hauptgeschäftsführer Dr. Rüdiger Baunemann und Geschäftsführer Michael Herrmann, beide PlasticsEurope Deutschland. Beide Redner machten deutlich, dass Themen wie plastikfrei Leben und die negativen Begleitumstände von Kunststoffmüll aktuell besonders häufig von Medien und NGO aufgegriffen würden. Dennnoch fast unberührt davon zeigt sich das Stimmungsbild rund um Kunststoff: In einer Repräsentativbefragung von Ende 2017 sahen drei von vier Befragten den Werkstoff positiv, bei der Gruppe der Entscheider waren es sogar vier von fünf, wie Herrmann erklärte. Dr. Baunemann verwies in seinem Vortrag auf den vielfältigen Nutzen, die besondere Innovationskraft und den hohen Grad der Ressourceneffizienz vieler Kunststoffprodukte und -anwendungen. So erwähnte er unter anderem, dass sich kein Windrad ohne Kunststoff drehe und keine Solarzelle ohne Kunststoff Energie erzeuge.

Dass die Kunststoffindustrie weiterhin eine zukunfts- und wachstumsorientierte Branche ist, zeigte Claus-Jürgen Simon als Leiter der Abteilung Markt und Wirtschaft bei PlasticsEurope Deutschland mit den aktuellen Wirtschaftszahlen für Europa und die Welt. So befände sich die globale Nachfrage nach Kunststoffen unter anderem dank der konjunkturellen Erholung in der Eurozone und in Japan sowie einem höheren Wachstum in China weiter im Höhenflug, so Simon, mit positivem Ausblick für die kommenden Monate.

Zum Abschluss des Fachpressetags bot Dr. habil. Thomas Probst, Kunststoffrecycling-Experte beim Bundesverband Sekundärrohstoffe und Entsorgung (bvse) einen Überblick über den Stand des DSC_0033.JPGKunststoffrecyclings in Deutschland, einem bereits auf sehr hohem Niveau agierendem Wirtschaftszweig. Zusätzlichen Schwung für die hiesige Kunststoff- und Recyclingbranche brächte nach Ansicht von Dr. Probst das Kreislaufwirtschaftspapier der EU. Im Zusammenspiel mit dem Importstopp der chinesischen Regierung auf europäische Kunststoffabfälle böte es neue Chancen und Märkte, um beim Abfallmanagement und dem Recycling weitere Fortschritte zu erzielen und Kunststoffe noch intensiver „im Kreis zu führen“. Auch die stärkere Akzeptanz in der Bevölkerung bei dem Thema könnte weitere Investitionen fördern, so der bvse-Experte, sofern auch bei Erfassung und Sortierung endlich der nächste Schritt zur Optimierung gemacht werden würde. Dr. Probst wies auch auf das besondere Spannungsfeld zwischen Abfallrecht und dem Streben nach Kreislaufwirtschaft hin. So würde eine Flut von Auflagen und Gesetzen dazu führen, dass wertvolle Sekundärrohstoffe zunehmend in gefährliche Abfälle umdeklariert würden und etablierte Recyclingwege verloren gingen.

Fazit der Veranstaltung: Kunststoff ist sehr oft Teil der Lösung und nicht Teil des Problems. Doch mehr denn je gilt es, mit hartnäckigen Vorurteilen und Halbwahrheiten aufzuräumen, um den Nutzen des Werkstoffs beispielsweise für mehr Energie-und Ressourceneffizienz nicht aus den Augen zu verlieren.