Das Europaparlament hat für ein Verbot von bestimmten Einwegprodukten aus Kunststoff gestimmt und will so den Kampf gegen die Vermüllung der Umwelt und der Gewässer aufnehmen. PlasticsEurope sieht diese Verbote kritisch, ersetzen sie doch nicht die Schaffung eines Problembewusstseins bei den Verbrauchern und die Durchsetzung eines europaweiten Deponieverbots für Kunststoffabfälle, um so wertvolle Ressourcen besser in den Kreislauf zurück zu führen.
Was in der Diskussion zudem häufig vergessen wird: In puncto Ressourceneffizienz und CO2-Fußabdruck schneiden Kunststoffprodukte vielfach besser ab als andere Materialien. Dies betrifft auch und gerade die aktuell viel kritisierten Kunststoffverpackungen, die unter anderem Lebensmittel vor Verderb schützen. Laut GVM-Studie aus dem Jahr 2015 sind Kunststoffverpackungen seit 1991 im Schnitt um gut 25 Prozent leichter geworden, ohne an Funktion einzubüßen. So sank das durchschnittliche Gewicht von Kunststoffflaschen und -Bechern zwischen 1991 bis 2013 um 33 bzw. 14 Prozent. Dadurch wurden allein im Jahr 2013 fast eine Million Tonnen Kunststoff weniger für Verpackungen verbraucht. Möglich machen das verbesserte Materialeigenschaften und optimierte Herstellungsprozesse. Und dass trotz gestiegener Ansprüche, die Handel und Verbraucher an heutige Verpackungen stellen.
Dazu kommt, dass Deutschland über ein funktionierendes und effizientes Kunststoff-Abfallmanagement verfügt. Kunststoffabfälle werden hierzulande als wertvolle Ressource behandelt und in den Verwertungsprozess eingespeist. Allerdings: Andere Länder in Europa haben hier teilweise noch erheblichen Nachholbedarf, gesetzliche Abfallregelungen innerhalb der EU müssten dahingehend noch konsequenter umgesetzt werden. Um globale Lösungen auf den Weg zu bringen ist es aus Branchensicht zudem nötig, das Zusammenspiel aller Akteure wie Hersteller, Handel, Recycler und Verwaltung zu fördern. PlasticsEurope intensiviert den Austausch entlang der Wertschöpfungskette und mit Behörden bereits seit längerem und über Ländergrenzen hinweg – durch internationale Konferenzen zum Kunststoffrecycling wie die IdentiPlast oder globale Initiativen wie das World Plastics Council mit dem Schwerpunkt auf Meeresmüll.
Und auch die Politik ist an der einen oder anderen Stelle gefordert, beispielsweise bei der europaweiten Implementierung von nachhaltigen Sammel- und Verwertungssystemen für Kunststoffabfälle. Die richtigen Gesetze dazu exisitieren bereits, allerdings hapert es noch an einer einheitlichen Durchsetzung in allen EU-Staaten. Der Verbraucher wiederum kann viel dazu beitragen, dass Plastikprodukte am Ende ihrer Nutzenphase ordnungsgemäß entsorgt und verwertet werden. Denn nicht der Werkstoff ist das Problem, sondern die unsachgemäße Behandlung von Kunststoffmüll sowie ein mangelhaftes Abfallmanagement in vielen Teilen der Welt.
Weitere Hintergründe bietet die Stellungnahme von PlasticsEurope in Brüssel zur EP-Entscheidung zu Single Use Plastics.