Alle drei Jahre zur Achema ist Frankfurt die Welthauptstadt der Chemie: Auf der internationalen Leitmesse für chemische Prozesstechnik geht es um all das, was ein Chemieunternehmen braucht, um Chemikalien herstellen zu können. Allein 2018 wurden rund 170.000 Besucher aus dem In- und Ausland auf dem Frankfurter Messegelände erwartet, kamen über 50 Prozent der Aussteller aus dem Ausland. Eines der bestimmenden Thema bei der Messe in diesem Jahr: Kreislaufwirtschaft; im Zentrum der Debatte dabei oftmals: Kunststoffe und ihre Verwertung. Eine hochkarätig besetzte Podiumsdiskussion ging bei der Achema 2018 der Frage nach, wie wir es künftig mit dem Werkstoff halten: Braucht es mehr davon, um die ambitionierten Klimaziele der Weltgemeinschaft zu erreichen? Oder braucht es weniger, um die Belastung der Ökosysteme mit Kunststoffabfällen zu reduzieren?
Der Titel der Diskussion „Plastic-Free Europe?“ gab dabei schon die Richtung vor. Unter der Moderation von Kathrin Rübberdt, DECHEMA, äußerten sich Hugo-M. Schally von der EU-Kommission, Dr. Ingo Sartorius vom Kunststofferzeugerverband PlasticsEurope Deutschland, J. Zimmermann vom Wiener Biokunststoffhersteller NaKu e. U, Dr. Martin Möller vom Öko-Institut Freiburg sowie Markus Dambeck von der RIGK GmbH in Wiesbaden zu der Frage. Allgemein anerkannt wurde von der Runde, dass Kunststoffe aus unserem heutigen Leben kaum mehr wegzudenken sind und wichtige Eigenschaften gerade auch im Hinblick auf Ressourceneffizienz und Nachhaltigkeit erfüllen. Deutlich wurde aber auch, dass das globale Problem des Mülls im Meer weltumspannende Anstrengungen erforderlich macht, die einerseits in neuen Verboten gipfeln könnten (Schally), größere Bemühungen beim Kunststoffrecycling bräuchten (Grießhammer) oder ökobasierte Rohstoffquellen bei der Herstellung einbeziehen (Zimmermann).
Einen etwas anderen Ansatz verfolgen dabei die Kunststofferzeuger, wie Dr. Sartorius erklärte: Auch ihnen sei es wichtig, so der Umweltverantwortliche des Verbandes, die Ressourcen des Planeten zu schonen und die Meere vor Verschmutzung zu schützen. Dabei setzt PlasticsEurope auf den weiteren Ausbau der Kreislaufwirtschaft und den erfolgreichen Ansatz der Produktverantwortung. Die im Januar veröffentlichte Plastics Strategy der EU-Kommission würde hier bereits wichtige Rahmenbedingungen für die Branche setzen. Allerdings gehe es beim Ressourcenschutz auch um internationale Verantwortung. Der größte Anteil des Mülls in den Weltmeeren stamme aus fünf asiatischen Ländern, so Sartorius. Ziel müsse es daher sein, diesen Ländern beim Aufbau von nachhaltigen Abfallsammel- und Verwertungskonzepten zu helfen. Die erfolgreiche Verwertung von Kunststoffen in Deutschland zeige, dass dadurch wichtige Beiträge zur Erreichung von Klimaschutzzielen und zur Sicherung von Rohstoffen geleistet werden. Entscheidend sei zudem, die gesamte Wertschöpfungskette mit einzubeziehen, von der Produktion über die Aufbereitung und Verwertung bis zum Einsatz von Rezyklaten sowie politische und gesetzliche Rahmenbedingungen auch tatsächlich europaweit durchzusetzen. Ein wichtiger Baustein ist nach Ansicht von Sartorius zudem die Verbraucheraufklärung: So müssten die Menschen noch besser verstehen, dass Kunststoffe nach der Verwendung kein wertloser Abfall sind, sondern wertvolle Rohstoffe für die Industrie. Jeder einzelne kann mit der richtigen Entsorgung einen Beitrag zur Kreislaufwirtschaft leisten und damit auch die Verschmutzung der Weltmeere verhindern.